Bad Zurzach, St. Verena

Ausgrabungen und Bauuntersuchung 1975 ff. durch das Büro Sennhauser

Bau I (blau) des 5. Jh. ist die erste Kirche an dieser Stelle. Sehr wahrscheinlich, aber archäologisch nicht fassbar, hat ein Grabgebäude ihre Lage bestimmt.

Georadar-Sondierungen im Bereich um das Münster haben keinerlei Hinweise auf eine hochmittelalterliche Klosteranlage mit Kreuzgang etc. ergeben. Hingegen zeichnet die Lage der Konvent- und Stiftsbauten sowie ein schräg verlaufender Mauerzug (Radar) südlich der Oberen Kirche ein nach der römischen Strasse ausgerichtetes Rechteck ab. Wir dürfen deshalb vermuten, dass nach der Entdeckung des Heiligengrabes eine rechteckige Parzelle ausgeschieden wurde, was die Verlegung der römischen Strasse nach Westen bedingte. Das sich abzeichnende Rechteck von ca. 80×63 m entspricht dem römischen Landmass von einem Heredium (zwei Morgen). Das Bild einer topographisch bedingten Randbebauung mit der streng geosteten Kirche in der Mitte begegnet uns nicht selten bei orthodoxen Ost-Klöstern wie z.B. beim Katharinenkloster auf Sinai.

Situation römische Strasse, das hypothetische Klosterviereck, Randbebauung und Strassenverlegung nach Westen. Blau: Kehlhof nördlich des Stiftsbezirks, und Herrengut mit Wohnturm südlich davon.

Sinai, Katharinenkloster, blau getönt: Zurzacher Parzelle. Pläne A. Hidber

Die archäologischen Schichten im östlichen Drittel des nördlichen Seitenschiffs wurden beim Einbau des Heizungskellers 1931 unbeobachtet ausgehoben. Eine hypothetisch angenommene kleine Cella (im Plan unten lila gefärbt) um das Heiligengrab am Nordannex der Kirche I wäre so bis zum Einsturz des vorromanischen Münsters immer an derselben Stelle geblieben. Erst mit dem ottonischen Neubau um 1000 kann das Verenagrab an seinen heute noch bestehenden Ort verlegt worden sein.

Der grössere Rechteckbau westlich der römischen Strasse mit einem N-S gerichteten Grab dürfte vorchristlich sein.

Blauviolett: wohl zur Kirche I gehörendes Gebäude, von dem nur die N-Mauer gefasst werden konnte.

Nach dem Einsturz des vorromanischen Baues um 1000 wurde das Münster von Grund auf neu errichtet. Aber auch das neue Münster blieb vor Beschädigungen nicht verschont: 1294 erlitt es einen Grossbrand, dem der Chorturm und vermutlich auch das Turmpaar im Westen zum Opfer fielen. Das 1347 neu geweihte Münster mit dem gotischen Chorturm bildet zusammen mit den frühromanischen Langhausmauern den Kern des bestehenden, 1733 barockisierten Verenamünsters.

Daten:

  • 1966 Freilegung der Turmpaar-Fundamente vor der Westfassade
  • 1975 Ausgrabung und Bauuntersuchung anlässlich der Innenrestaurierung des Münsters
  • 1980 Kirchplatz, Freilegung der Mauerkronen der 1883 abgebrochenen Chorhöfe entlang der Hauptstrasse